Alvaro del Portillos Beitrag zum Zweiten Vatikanischen Konzil

Drei Monate nach Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde Álvaro del Portillo von Papst Johannes XXIII. in Privataudienz empfangen. Bald darauf übertrug ihm der Papst verschiedene Aufgaben im Vorfeld des Konzils.

Alvaro del Portillo (mitte) während des Konzils

Drei Monate nach Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde Álvaro del Portillo von Papst Johannes XXIII. in Privataudienz empfangen. Bald darauf übertrug ihm der Papst verschiedene Aufgaben im Vorfeld des Konzils: Er berief ihn zum Konsultor der Konzilskongregation und zum Präsidenten der Vorbereitungskommission für die Laien.

Sekretär oder Konsultor von fünf Konzilskommisionen

Nach der Eröffnung des Konzils am 11. Oktober 1962 wurde Don Álvaro zum Sekretär der „Kommission für die Disziplin des Klerus und des christlichen Volkes“ sowie zum Konsultor von vier weiteren Konzilskommissionen ernannt. Von nun an verbrachte er einen Großteil seiner Vormittage — und häufig auch die Nachmittage — bei den Vollversamm­lungen und Arbeitssitzungen der verschiedenen Kommissionen.

Da das Opus Dei ihn weiterhin als Generalsekretär brauchte, musste er seine Zeit äußerst diszipliniert einteilen und ausnutzen. Bereits im November 1959 hatte er, um sich für eine „Funkstille“ zu entschuldigen, seiner Schwester geschrieben: „Der Heilige Stuhl hat mir eine neue Aufgabe anvertraut, die mir auch noch die letzte freie Minute nimmt, die ich sonst für meine persönlichen Belange einsetzen könnte“.

Das Abenteur Presbyterorum Ordinis

Vor allem die Arbeit als Kommissionssekretär verlangte große intellektuelle und menschliche Anstrengung. Del Portillo musste als einfacher Priester die insgesamt 70 Kommissionsmit­glieder, alles hochrangige kirchliche und akademische Persönlichkeiten, zu einem Konsens führen. Dank seiner charakteristi­schen Mischung aus Sachverstand, Effizienz, Takt und gewinnendem Wesen gelang es ihm, die oft unterschiedlichen Meinungen getreu wiederzugeben, miteinander in Einklang zu bringen und auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Dabei vermied er jeglichen Protagonismus. Schon bald erwarb er sich an der Kurie den Ruf eines Troubleshooters.

Eine erste Aufgabe der Kommission bestand darin, aus ursprünglich 17 eingegangenen Entwürfen drei Textvorschläge zu erstellen. Danach verfügte jedoch die übergeordnete Koordinierungskommission, diese Entwürfe seien zu einem einzigen Schema zu verschmelzen. Nachdem dies ausgeführt worden war, kam von derselben Kommission wiederum eine ganz neue Anweisung: Der reichhaltige Text sei auf zehn Leitsätze zu komprimieren. Auch diese mühevolle und nahezu unlösbar scheinende Aufgabe führte die von del Portillo koordinierte Kommission aus.

Die Konzilsväter diskutierten den Kurztext vom 13.-15. Oktober 1964 und lehnten ihn als Ganzen, ohne Verbesserungsvorschläge, als ungenügend ab: Ein so wichtiges Thema könne nicht auf so knappem Raum abgehandelt werden.

Del Portillo nahm die Nachricht gelassen, ja mit überzeugter Zustimmung auf. Er selbst erwirkte von den Konzilsmoderatoren die Erlaubnis, ein ausführliches, inhaltlich vollständiges Dokument auszuarbeiten. Die Erlaubnis kam am 27. Oktober, und sogleich folgten intensive Tage, denn das neue Schema musste noch vor Abschluss der dritten Konzilssession am 21. November erstellt werden. Die von del Portillo unverzüglich einberufenen Kommis­sionsmitglieder arbeiteten zeitweise bis zur Erschöpfung; ihre Arbeitstage endeten oft weit nach Mitternacht. Del Portillo selbst hatte nicht nur gleichzeitig noch andere Funktionen auszufüllen, er litt in dieser Zeit auch an einer Bindehaut- und einer Stirnhöhlenentzündung. Dennoch wurde der Text, inklusive Einarbeitung von Vorschlägen der Konzilsväter, in einer Rekordzeit von zwei Wochen fertiggestellt.

Während der letzten Konzilssession wurde der Text ab dem 12. November 1965 wiederum heftig diskutiert und mit zahlreichen Änderungs­wünschen an die Kommission zurückgeschickt. Einmal mehr drängte die Zeit, denn der Abschluss des Konzils war für den 8. Dezember vorgesehen. Die Kommission berücksichtigte die Wünsche in rascher Arbeit. Aber noch immer war man nicht am Ziel, denn danach gingen noch­mals über 10.000 Änderungs­vorschläge ein, die ihrerseits noch eingearbeitet wurden.

Der enorme Einsatz der Kommission wurde belohnt, als bei der letzten Vollversammlung am 7. Dezember 1965 das Dekret Presbyterorum Ordinis mit dem ausgezeichneten Ergebnis von 2.390 gegen 4 Stimmen angenommen wurde.

Viele Einsätze auch nach dem Konzil

Der Hl. Stuhl nahm del Portillos Dienste auch nach dem Konzil in Anspruch. 1966 ernannte er ihn zum Konsultor der nachkonziliaren Kommission über die Bischöfe und die Leitung der Diözesen. Später wurde er Konsultor der Kongregationen für die Glaubenslehre, den Klerus und die Selig- und Heiligsprechungen, sowie auch des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommuni­kationsmittel und der Päpstlichen Kommission für die Revision des Kirchengesetzbuches, die das 1983 in Kraft tretende neue Kirchenrecht erarbeitete. Schließlich war er auch Sekretär der Kommission für die Säkularinstitute.

Seine Erfahrungen aus den Konzilsjahren hielt del Portillo in zwei Publikationen fest: „Gläubige und Laien in der Kirche“, Paderborn 1972 (orig.: „Fieles y laicos en la Iglesia“, Pamplona 1969), und „Escritos sobre el Sacerdocio“, Madrid 1970.

Quellen:

Medina Bayo, Javier: Álvaro del Portillo. Un hombre fiel. Rialp, Madrid 20133.

Bernal, Salvador: Alvaro del Portillo. An der Seite eines Heiligen. Adamas, Köln 2009.

Herranz, Julián: Nei dintorni di Gerico. Ricordi degli anni con san Josemaría & con Giovanni Paolo II. Ares, Mailand 2005.

Rahner, Karl/Vorgrimler, Herbert: Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums. 27. Auflage, Freiburg i.Br. 1998.

Von Beat Müller