Bischof Küng: Eine Familie, die betet, hält zusammen

Den Glauben als "neue Ressource" für eine neue Kultur der Familie zu entdecken, ist die Herausforderung unserer Zeit, sagt Österreichs Familienbischof Klaus Küng. Er sprach kürzlich in Linz über die christliche Familie in einer säkularen Gesellschaft.

Wie kann die Familie ihre ursprüngliche Identität finden und damit auch ihre Leuchtkraft und Attraktivität voll entfalten? Welche Stützen braucht sie dazu? Für den St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng liegen hier die zentralen Fragen für die im Oktober 2015 stattfindende Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode in Rom. Ihr Thema: „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute".

Die Sehnsucht nach Familie ist in jedem Menschen vorhanden, erläuterte Familienbischof Küng bei seinem Vortrag am 9. April 2015 im Oberösterreichischen Kulturquartier auf Einladung des Linzer Kulturzentrums Stockhof. Trotz aller Versuche im Laufe der Geschichte, Familie aufzulösen, zu hintertreiben oder auszuhöhlen – „Wir machen heute dieselben Fehler, die schon im Kommunismus gemacht wurden und aus denen wir schon gelernt haben sollten", so Bischof Klaus –, ist die Zukunft der Familie gesichert. Denn: Alle, auch junge Menschen, seien sich letztlich einig, dass die Familie jener Ort ist, den man braucht, um die Persönlichkeit zu entfalten. Und als ein von Gott gewolltes Lebensmodell besitzt sie regenerative Kräfte. Eine Gesellschaft ohne Familie läuft Gefahr, dekadent und egoistisch zu werden, so Familienbischof Küng.

Was haben Familie und Glaube miteinander zu tun? Im Vertrauen auf das Sakrament der Ehe und auch unter Annahme der Hilfe anderer finden Eheleute, die beten, Wege der persönlichen Umkehr, des Neubeginns, des Zusammenbleibens. Eine US-Studie zeigte, dass Familien, die gemeinsam beten, einen besseren Zusammenhalt haben, dieser wächst bei einer Familie, die die Heilige Messe mitfeiert und steigt bei jenen, die sich - bei allen persönlichen Fehlern - um ein christliches Leben bemühen.

Junge Paare würden nur mehr selten den Weg zum Traualtar finden. „Der Glaube ist daher eine Ressource, die neu entdeckt werden muss", so der Familienbischof. Die Familie sei als Schule des Glaubens unersetzbar – und wenn der Glaube in ihr aufrichtig gelebt wird, sei sie wie eine civitas firma, eine befestigte Stadt.

Bischof Küng erläuterte eingehend die Bedeutung der von Paul VI. herausgegebenen Enzyklika „Humanae Vitae". Johannes Paul II. habe die „Theologie des Leibes" zum Lebenswerk gemacht und diesem Thema auch mehr als hundert Generalaudienzen gewidmet. „Es geht um Großzügigkeit, unverfälschte Liebe, Rücksicht und Achtung, eine Mentalität der Hingabe", so Bischof Klaus, „und da stehen wir noch ganz am Anfang." Große kulturelle Wandlungen finden dabei im Allgemeinen nicht schlagartig statt, sondern brauchen Zeit – das gilt auch für Veränderungen zum Besseren, so der Familienbischof.

Auf die Frage, was zu tun sei, verwies Küng auf das auch von Papst Franziskus wertgeschätzte Modell der Hauskirche: die Familie als Ort des Für- und Miteinanders, des Gespräches wo jeder Aufgaben und Verantwortungen hat, Gastfreundschaft gelebt wird, wo Auseinandersetzungen möglich und wahrscheinlich auch nötig sind. Es gehe nicht darum, so Bischof Klaus, in der Ehe Idealvorstellungen nachzujagen und dann, wenn Schwierigkeiten auftreten, auseinanderzugehen. Man müsse die Ehe vielmehr als einen gemeinsamen Weg erkennen, auf dem jeder ganz bewusst auf Gott zugeht.

Bischof Küng bat um Gebet für den Papst und die Synode. „Wir haben Grund, zuversichtlich zu sein. Es gibt bereits viele Zeichen, die zeigen, dass die Saat wie in einem neuen Frühling aufgeht."