Siebter Sonntag des hl. Josef

Sein Schmerz: als er den zwölfjährigen Jesus auf der Pilgerreise verlor. Seine Freude: als er ihn im Tempel wiederfand.

Statue des hl. Josef in Haus Hardtberg, Kreuzweingarten

Seit der Verkündigung befand sich Josef zusammen mit Maria gewissermaßen im Innersten des von Ewigkeit her in Gott verborgenen Geheimnisses, das Menschengestalt angenommen hatte: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Es wohnte mitten unter den Menschen, und sein Lebensbereich war die heilige Familie von Nazaret - eine der vielen Familien dieses Städtchens in Galiläa, eine der vielen Familien Israels. Dort wuchs Jesus heran und „wurde kräftig; Gott erfüllte ihn mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm“ (Lk 2,40). Die Evangelien fassen in wenigen Worten den langen Zeitraum des „verborgenen“ Lebens zusammen, währenddessen sich Jesus auf seine messianische Sendung vorbereitete. Ein einziger Augenblick entzieht sich dieser „Verborgenheit“ und wird vom Lukasevangelium beschrieben: das Paschafest in Jerusalem, als Jesus zwölf Jahre alt war. Jesus nahm als junger Pilger mit Maria und Josef an diesem Fest teil. „Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten“ (Lk 2,43).Nach einem Tag bemerkten sie es und begannen, ihn „bei den Verwandten und Bekannten“ zu suchen: „Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten“ (Lk 2,46-47). Maria fragte: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht“ (Lk 2,48). Die Antwort Jesu war so, dass die beiden „nicht verstanden, was er damit sagen wollte“. Er hatte gesagt: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,49-50). Diese Antwort hörte Josef, den Maria soeben mit dem Wort „dein Vater“ bezeichnet hatte.Tatsächlich redeten und dachten alle so: „Man hielt Jesus für den Sohn Josefs“ (Lk 3,23).

Nichtsdestoweniger sollte die Antwort Jesu im Tempel dem „mutmaßlichen Vater“ wieder insBewusstsein zurückrufen, was er eines Nachts vor zwölf Jahren vernommen hatte: „Josef, ... fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist“. Bereits seit damals wusste er, dass er Hüter des Geheimnisses Gottes war, und der zwölfjährige Jesus rief ihm genau dieses Geheimnis ins Gedächtnis zurück: „Ich muss in dem sein, was meinem Vater gehört“.