Sozialprojekt in Kenia: Wo Kinder ein Schatz sind

„Afrika eröffnet neue Horizonte, nicht nur wegen der deutlichen Unterschiede in der Infrastruktur, sondern vor allem wegen der Offenheit und Lebensfreude der Menschen.“

Isabella, Lehramtsstudentin aus Niederösterreich, war eine der Teilnehmerinnen am dreiwöchigen Sommerworkcamp in Kenia. Dieses wurde vom Studentinnenheim Währing in Wien in Kooperation mit dem Innsbrucker Bildungszentrum Angerfeld im August 2014 organisiert.

Die österreichische Gruppe hatte ein dichtes Programm: Die Studentinnen unterrichteten in der Kibubuti Primary School in Limuru, einer Teepflückerregion, die rund 25 km von Nairobi entfernt ist. Partner der österreichischen Gruppe in Limuru und Unterkunft vor Ort war die Berufsschule Kimlea. Kimlea bietet Ausbildungen für Mädchen und junge Frauenan, setzt sich für Bildung der Kinder in der Umgebung ein und bietet eine medizinische Grundversorgung für die ärmsten Bevölkerungsschichten. Die Einrichtung geht auf den Anstoß des seligen Bischof Alvaro del Portillo zurück.

„Die Schule wird von ungefähr 900 Kindern besucht", erzählt Isabella. Die Rahmenbedingungen, unter denen die Kinder hier lernen, sind kaum vorstellbar: Es fehlt an Sesseln für die im Schnitt 40 Kinder pro Klasse, sie sitzen teilweise am Lehmboden, die Fensterscheiben sind kaputt - bei 16 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, so die Witterungsbedingungen im keniatischen Winter. Aber die Kinder träumen von einer besseren Zukunft: „Die einen wollen Arzt werden, oder gar Minister." Für die Schulkinder war das die letzte Woche vor den Winterferien. Da die Lehrer viel zu korrigieren hatten, wären viele Klassen einfach sich selbst überlassen gewesen.

Die Studentinnen versuchten in unterschiedlichen, offenen Lernformen den Kindern eine abwechslungsreiche und interessante Zeit zu gestalten: Sie erlernten mit den Kindern kurze englische Gedichte, die theatralisch dargestellt wurden und da die Kinder dort sehr musikalisch sind, wurde im Unterricht viel gesungen, gespielt und getanzt.

Erfahrungen, die verändern

„Mich hat am meisten die Großzügigkeit der Menschen beeindruckt, die nichts haben, und doch versuchen, alles zu geben", sagt Isabella. Kleine Süßigkeiten, die die Studentinnen an einzelne Kinder für gute Leistungen am letzten Schultag verteilten, wurden nicht sofort verzehrt, sondern mehr als fünfmal in winzige Stücke geteilt, damit sie alle probieren können: „Da hab ich echt Tränen in den Augen bekommen".

Besonders schön war es für die Teilnehmerinnen, dass sie die Möglichkeit hatten, Familien in der Umgebung zu besuchen, mit den Menschen über ihre Freuden, Sorgen und Nöte zu sprechen und so auch einen direkten Einblick in die Lebensverhältnisse der Bevölkerung zu bekommen. Annelie ist Tanzstudentin: „Am meisten beeindruckt hat mich der Zusammenhalt, den ich sowohl in den Familien als auch bei den Schülern sehr stark erlebt habe. Es wird geteilt, man kümmert sich um den anderen, es gibt kaum Konkurrenz oder Neid. In den Familien sind die Kinder das Wichtigste. Das äußert sich nicht darin, dass sie permanent Aufmerksamkeit und Unterhaltung bekommen oder materiell verwöhnt werden. Sondern sie haben ein Vertrauen, dass sie eine Mutter, eine Familie haben, die sie liebt und da ist, wenn sie gebraucht wird."

Die österreichische Gruppe unterstützte auch Kinderheime in der Umgebung: die Mädchen halfen in der Küche, bei der Betreuung der Kleinsten oder beim Unterrichten der älteren Kinder. Zum Reiseprogramm zählte auch der Besuch der Strathmore-University in Nairobi. Sie begann 1961 als Strathmore College auf Initiative des heiligen Josefmaria, des Gründers des Opus Dei, als erstes College in Ostafrika ohne Rassentrennung und zugleich offen für alle einheimischen Ethnien - ein für die damalige Zeit unerhörter Schritt, der zukunftsweisend war. „Es gibt Hoffnung, diese Initiativen zu sehen, in denen Einheimische auf höchst professionelle Art und Weise zum Aufbau ihres Landes beitragen", zeigte sich Andrea aus Wien beeindruckt.

Die Erfahrungen des Sozialcamps haben allen sehr zu denken gegeben. „Ein solcher Einsatz ist eine unglaubliche Horizonterweiterung und einmalige Chance, Menschen und deren Probleme kennenlernen zu dürfen", sagt Katharina aus Kärnten. Und Annelie ergänzt: „Ich habe schon das Gefühl, dass sich gewisse Dinge relativieren, die man vorher als sehr wichtig empfunden hat. Was bleibt, wenn all das Materielle, auf das wir in unserer Gesellschaft so viel bauen, wegfällt? Es bleibt der Mensch. Und der ist überall auf der Welt gleich wertvoll, hat Potential, Würde und Einzigartigkeit."