Bischof Elbs: Einsatz für Bedürftige und Gottesbeziehung gehören zusammen

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs, Altbischof Klaus Küng und Regionalvikar Robert Weber feierten am 26. Juni Gottesdienste zum Gedenktag von Opus-Dei-Gründer Josefmaria Escrivá, berichtet Kathpress.

Bischof Benno Elbs zum Gedenktag des heiligen Josefmaria Escrivá in der Basilika Maria Bildstein

Der Einsatz für Bedürftige kann von der Beziehung zu Gott nicht getrennt werden. Das hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs betont. Er stand am Mittwochabend in der Basilika Maria Bildstein nahe Bregenz einem Gottesdienst zum Gedenktag des 2002 heiliggesprochenen Opus-Dei-Gründers Josefmaria Escrivá (1902-1975) vor. Wenn man auf das Leben eines Heiligen sieht, dann stelle sich vor allem ein Gefühl ein, so der Bischof in seiner Predigt: „Ehrfurcht vor und Dank für das Leben dieser Menschen, die in allem Christus den Vorrang eingeräumt haben und in ihrer Zeit dem Evangelium ein konkretes Gesicht gegeben haben.“

Heiligkeit sei aber nicht nur Sache von einzelnen, auserwählten Personen, das Gegenteil sei der Fall: „Das Streben nach Heiligkeit ist nicht nur ein zentraler Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils für das ganze Volk Gottes, sondern auch eine Grundkategorie des christlichen Lebens überhaupt“, betonte Elbs. Wörtlich sagte der Bischof: „Als Christinnen und Christen sind wir zur Heiligkeit berufen. Das bedeutet, Vertreterinnen und Vertreter der Liebe Gottes zu sein, die furchtlos in Gebet und tätiger Nächstenliebe in den Spuren Jesu unterwegs sind.“

Eine große Versuchung christlichen Lebens bestehe darin, Nächstenliebe und Gebet, Diakonie und Liturgie, Aktion und Kontemplation gegeneinander auszuspielen, so Elbs weiter. Etwa nach dem Motto „Das Gebet ist unwichtig; nur das, was ich für andere Menschen tue, zählt.“ Oder umgekehrt: „Soziales Engagement überlasse ich anderen, ich ziehe mich lieber in mein stilles Kämmerlein zurück.“ Echter Glaube hingegen sei auf beides gegründet: „Der Einsatz für Bedürftige kann von der Beziehung zu Gott nicht getrennt werden.“

Christliches Leben bestehe darin, „den Weg Jesu an die Ränder der Gesellschaft nachzugehen und in Verbundenheit mit ihm dort zu helfen, wo er geholfen hat: bei den Sündern, den Aussätzigen, den Kranken“. Fehle aber die Beziehung zu Christus, „wird aus der Kirche eine NGO ohne Geist“. Elbs weiter: „Heiligkeit heißt, mit offenen, wachen Augen durch die Welt zu gehen. Es gehört für mich zu den großen Herausforderungen, diese beiden Pole christlichen Lebens - Gebet und Verantwortung in der Gesellschaft - als gleichwertig miteinander zu vereinen. Gebet und Alltag, Gebet und Arbeit sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Arbeit als Weg zu Gott

Zu den Kernbotschaften des Hl. Josefmaria zählt, dass die tägliche Arbeit zu einer tieferen Gottesbeziehung führen kann, wies Altbischof Klaus Küng in seiner Predigt am Fest des Hl. Josefmaria Escrivá in der Wiener Peterskirche hin. Wenn Arbeit jedoch ohne höhere Dimension auf Transzendenz, als rein innerweltlicher Sinnerfüller herhalten muss, könne sie Probleme bringen. „Aus Liebe zu arbeiten, aus Liebe zu Gott und aus Liebe zu den anderen“ - erst in diesem Licht des Glaubens könne der tiefere Sinn der Arbeit erkannt werden, betonte der Bischof.

Escrivá habe diesen „Weg der Verbundenheit mit Gott im Alltag“, bereits seit den 1930er Jahren unter Laien verbreitet - mit Blick auf die 30 Jahre des verborgenen Lebens Jesu als Handwerker. Wo Christen zuverlässig, dienstbereit, froh und mit Blick auf Gott arbeiten, könnten sie selbst in einem Umfeld, für das "Gott ein Fremdwort“ geworden ist, Christus wahrnehmbar machen – „ohne die Notwendigkeit einer langen Predigt“, betonte Küng.

Engagement der Weltchristen gefragt

Der Regionalvikar des Opus Dei in Österreich, Robert Weber, griff im Festgottesdienst in der Innsbrucker Spitalskirche das Beispiel der vor wenigen Wochen ersten seliggesprochenen Laiengläubigen des Opus Dei, Guadalupe Ortíz de Landázuri (1916-1975), auf: „Fast ständig finde ich Gott in allem“, zitierte Weber aus einem Brief der Chemikerin. Die Beziehung zu Gott im Alltag, so Weber, sei nichts Zusätzliches, Schwieriges, Mühsames, das zu den Aufgaben eines jeden Tages hinzukomme. Sie besteht in einer „neuen Beziehung zu den Dingen und den Menschen, eine neue Sichtweise auf meine Lebensrealität“.

Heiligkeit sei die „Fülle der Liebe zu Gott“ und nicht etwas für „Ausnahmemenschen“, sondern das „gewöhnliche Leben, das Leben des Durchschnittsmenschen sei der „Ort der Heiligkeit“, so Weber. Es brauche in Österreich das „Engagement vieler Weltchristen“, die in ihrem „Alltag ein frohes Zeugnis der Gegenwart Gottes geben“.

Weltweite Personalprälatur

Der heilige Josefmaria Escrivá wurde am 9. Jänner 1902 in der aragonensischen Stadt Barbastro geboren und starb am 26. Juni 1975 in Rom. Papst Johannes Paul II. sprach den Spanier 2002 heilig. Weltkirchlicher Gedenktag des Hl. Josefmaria ist seither der 26. Juni.

Escrivás besonderes seelsorgliches Engagement galt den sozial benachteiligten Menschen in den Elendsvierteln von Madrid. Außerdem lehrte er an einer Akademie römisches und kanonisches Recht. Escrivá kümmerte sich zunächst um Kranke in den Spitälern sowie um verwahrloste Kinder. 1928 gründete er zur apostolischen Arbeit mitten in der Welt eine vor allem aus Laien bestehenden Gemeinschaft. Später gab er ihr den Namen "Werk Gottes" (Opus Dei). Escrivás katechetische Grundprinzipien - darunter auch der Satz "Ohne Freiheit kann man Gott nicht lieben" - wurden dank seines bekanntesten Buches „Der Weg“ (erstmals erschienen 1934, Gesamtauflage mehr als drei Millionen Stück) weltweit verbreitet.

Im spanischen Bürgerkrieg musste sich Escrivá verschiedenerorts Verstecke suchen und schlug sich schließlich jedoch ins sichere Burgos durch. Nach Ende des Bürgerkriegs (1939) ging der Opus-Dei-Gründer wieder nach Madrid. 1946 verlegte er die Opus-Dei-Zentrale nach Rom, wo 1947 die grundsätzliche päpstliche Belobigung und 1950 die endgültige Anerkennung durch Pius XII. erfolgte. Dieser bat Escrivá, in den Missionsgebieten tätig zu werden. Erstes Missionsgebiet des Opus Dei wurde Yauyos in Peru.

Escrivá starb am 26. Juni 1975 in Rom. Seine Seligsprechung durch Johannes Paul II. erfolgte am 17. Mai 1992 in Rom, die Heiligsprechung zehn Jahre später. Schon 1982 war das Opus Dei von Johannes Paul II. in den Rang einer Personalprälatur erhoben worden.

Weltweit gehören der Personalprälatur, die seit zwei Jahren vom Spanier Fernando Ocariz Braña geleitet wird, 93.000 Menschen aus mehr als 70 Ländern an. Es gibt mehr Frauen (57 Prozent) als Männer (43 Prozent). 70 Prozent der Mitglieder sind verheiratet, 30 Prozent leben als zölibatäre Laien. Mit dem Opus Dei eng verbunden ist die "Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz", der rund 1.900 Priester angehören.

Das Opus Dei ist in 67 Ländern tätig. Die Personalprälatur unterhält mehrere Hochschulen, darunter die Päpstliche Universität Santa Croce in Rom, die vor allem bei der Ausbildung kirchlicher Medienverantwortlicher großes Renommée hat.

In der Region Österreich-Ungarn-Rumänien hat das Opus Dei heute rund 400 Mitglieder. Drei Mal reiste Escrivá nach Österreich, um die Arbeit des Opus Dei hier vorzubereiten. Im Dezember 1955 betete er im Wiener Stephansdom vor dem Gnadenbild von Maria Pötsch und verfasste ein weltweit verbreitetes Mariengebet, woran heute eine Gedenktafel neben dem Maria Pötscher Altar erinnert. Kardinal Franz König (1905-2004) stand Pate bei der ersten Opus-Dei-Gründung in Wien 1957 und übertrug in der Folge den Priestern des Opus Dei die Seelsorge an der Wiener Peterskirche. In Wien, Niederösterreich, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn sowie Budapest und Bukarest betreut die Prälatur Bildungseinrichtungen für Berufstätige, Jugendliche und Familien.

Quelle: Kathpress, 27.6.2019